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Heute bin ich enfach gestartet. 16 Uhr herum. Ich weiss nicht mehr. Hab mir alle Klamotten angezogen, Rucksack war ja schon gepackt. Das Wetter ca 12 Grad in Stattegg. Es regnet nicht. Und ist auch nicht vorhergesagt.

Ich merke den Rucksack. Man sagt ja: die Energie folgt der Aufmerksamkeit. Und so beschließe ich mich auf den Weg zu konzentrieren. Wie eine Schnecke mit ihrem Haus gehe ich ganz langsam. Ein Schritt nach dem anderen. Ich spüre meine Füße, sie fühlen sich gut an. Beine, Knie, Oberschenkel alles gut. Hüfte. Der Gurt sitzt stramm. Ist auch gut so, die Hüften tragen viel Gewicht. Entlasten meine Schultern. Sehr gut. Bauch ok. Kein Hunger. Die Arme entspannt, Walkingstecken sind immer dabei. Gut für den Rücken, behaupte ich.

Ein Gedanke drängt sich auf: Schultern hängen lassen. Klingt nicht so schön. Schultern entspannen. Besser. Hängen aber. Gut, dann wird das jetzt positiv besetzt. Schultern hängen lassen ist was absolut positives. Gut für die Hals- und Nackenmuskulatur. Das will ich ja. Gut gelockert bleiben und trotzdem voran kommen.

Auch die Rückenmuskulatur ist locker. Genial der Bauchgurt am Rucksack. Da hat sich jemand wirklich Gedanken gemacht. Um es zu optimieren trotzdem noch aktiv Schultern hängen lassen und Kopf hoch. Ah! Das macht den Unterschied. Kopf hoch, Blick in etwa 2m voraus. Ja nicht den Kopf in den Nacken fallen lassen. Flügerl zam. (Schulterblätter gefüllt zueinander bringen) was ich alles gelernt hab beim Yoga😍😉 Danke Ulli (ulrikeofner.com)

So schnell kann es gehen. Auch die langsamste Schnecke🐌 kommt irgendwann irgendwo an.

Kalkleiten Spielwiese in diesem Fall. Diesmal hab ich wohl länger gebraucht als sonst. Aber wer schaut schon? Ich sehe in der Ferne einen Mann. Mit Rucksack. Mit grünen Kompressionsstutzen. Hm. Der ist eventuell auch schon länger unterwegs. Oder hat noch eine längere Tour vor sich. Ich rate. Mariazell pilgern. Oder einfach auf den Schöckl und oben schlafen. Solls ja geben, dass das jemand macht. 😉 Mein Blick nach links lässt mich noch 2 Wander*innen erkennen. (binnen* hab ich gehört, gehört sich jetzt. Ich bin für alles offen. Kenn mich allerdings bald nimma aus) Gefolge sozusagen. Ich grüße freundlich als ich an dem Bestutzten vorbeischleiche. Mache kurze Rast, dazu nutze ich einen Tisch bei den vielen Grillstellen. Hui. Rucksack runter und Wasser an. Gluckgluck.. Ahhhh. Nomnomnom. Ist nur Wasser aber soooo gut. 👍

Ich sehe die 3 Menschen nicht mehr. Sind wohl jetzt in dem Auto, das da gerade wegfährt.

Zupf ruck Zack – Rucksack. Klipp klapp Schnallen zu. Und weiter geht’s.

Es ist schon recht frisch. Das Gehen hält mich aber wohlig warm. Mehr will ich nicht anziehen. Ich will ja nicht schwitzen. Zumindest nicht mehr als so schon. Die nächsten Meter, weiss ich nicht mehr… Sind verflogen. Ein Weg. Steine. Wald. Langer Weg heisst der. Und ja das stimmt. Keine großartigen Abzweigung, schwer sich zu verlaufen. Das kommt mir gelegen. Deshalb schätzungsweise auch mein angenehm leerer Kopf. Berge mit Schnee in der abendlichen Stimmung. Ich mache zum ersten Mal Fotos. Bzw. Ich drücke auf den Auslöser der Fotoapparatapp. Ich kann mich absolut nicht als Fotograf bezeichnen. Das wäre eine Beleidigung für diesen Berufsstand. also klick und klick. 2 Bilder im Handy. Passt. Weiter geht’s.

Ich fühle mich gut und nahezu alleine hier. 2, 3 Mountainbiker die downhillen und die eine oder andere Wanderschaft. Nicht viel los hier um diese Zeit denk ich und schleiche bergauf. Rechts aus dem Augenwinkel erblickte grüne Kompressionsstutzen. Aha. Hm. Die Beine bekommen ein Gesicht. Es ist der von vorhin. Es ist überrascht mich zu sehen. Ich meine: hamma wohl das gleiche Ziel? Daraufhin er: naja, wir machen die 7 Summits (7 Grazer Erhebungen an einem Tag) und wo bist du jetzt gegangen? Ich mein den NORMALEN langen Weg. Aha. Sie nahmen den Weg irrtümlich über die Ehrhardhöhe und mussten auch nochmal bergab gehen. Oje. Verdammt. Jupp, den Weg über die Ehrhardhöhe geh ich nie. Da verirre ich mich immer. Da gibt’s ne Irrwurzel. Er kennt sich natürlich nicht aus was ich meine. Ich will noch wissen wann sie gestartet sind und erfahre vor 14 Stunden. Wahhhh… Des is zach. 🙊 Schon rückt das Gefolge auf, jammernd. Nur noch eine Stunde und sie haben den letzten Berg erklommen. Ich schnecke weiter und lasse die 3 Summiten ziehen. Nach 20 Minuten gehe ich an ihnen vorüber. Sie machen Rast beim Steinhaus. Ich nicht ich gehe langsam weiter. Kurz darauf überholen sie mich zum 2.Mal sie gehen über die Wallerhütte weiter. Ich nehme den Weg herum, da hol ich ein wenig aus, es geht gemütlich bis zur Schnaid. Mit geht’s gut. Mittlerweile hab ich schon die Northland Wanderjacke an (Foto) Wind hält sie gut ab. Mir ist angenehm warm, nicht heiss. Es ist 19.30 Uhr und ich steh beim Baum auf halber Höhe der Schnaid und erblickte Graz💕 und das Grazer Umland. Es ist so schön hier. Auch wenn mich der Weg auf den Schöckl leider schon eher langweilt, der Blick ist immer wieder amazing. Und ich sehe noch…  Das 3er Gespann. Das Gipfelkreuz erreichen wir gemeinsam um 20.03 Uhr.

Die Schnaid hab ich gut überstanden. Die  Eiseninfusionen war wichtig. Muskeln wie immer top und Atmung diesmal auch. Sauerstofftransport funktioniert wieder🔝👍💕

Abendessen Eiweissshake mit Spinatpulver- jammy.

Ich überlege wo ich mein Zelt aufschlagen werde. Es ist kalt. Der Wind weht. Ein geschütztes Platz hab ich gleich gefunden. Und in 5 Minuten ist das Zelt auch schon fix fertig aufgebaut. Matte aufgeblasen und ich und Rucksack finden Platz im EineKleineLilliyZelt.

Ich muss mich an den Wind gewöhnen. Ich habe auch schon alle Jacken an und auch die warmen Socken, sind auch super als Handschuhe 😉

Im nachhinein gesehen war es keine gute Idee mich auch sofort in den Biwaksack zu stecken.

Von der Wanderung bergauf war ich gut erhitzt und meine Klamotten feucht. Kondenswasser sammelt sich Im Biwak und der Schlafsack saugt die Flüssigkeit dann wieder auf. Der feuchte Schlafsack kühlt mich aus. Ich kann auch nicht gut schlafen. Wache öfter auf und mir ist sehr kalt. Draußen hat es laut Wetterapp 2 Grad. Glaub ich sofort. Die Eisheiligen. Ja, ich wusste das. Ja, ich wollte das. Hardcoretest. Wenn ich das gut übersteht mit meiner #sommerausrüstung kann ja eigentlich nix mehr schief gehen auf der grossen Wanderung. Ich lass das mal so im Raum.

Bis 4 Uhr muss ich das aushalten, dann kann ich erst los, vorher ist es zu dunkel. Die Isomatte ist super und ich liege bequem. Das hilft. Es ist 23 Uhr, 1 Uhr, 3 Uhr dann endlich 4.10 Uhr. Ich schäle mich aus den Schichten. Ziehe mir trockene Socken an, Schuhe. Es ist noch ziemlich dunkel aber ich kann mein Zeug zusammenrollen und verstauen. Zuhause werd ich es trocknen. Keine Bären und andere wilde Tiere haben mich belästigt – trotz Prognosen. Die es aber gibt….

Es wird heller. Es ist nicht ganz 5 Uhr. Ich gebe Gerald telefonisch Bescheid, dass ich wach bin, mir es gut geht und ich starte. Nach 2 Minuten ist mir auch schon wieder angenehm warm.

.. Und dannnnnn: auf der Schnaid bergab. Was schaut mich da in aller Seele ruhe an?  Ein Reh? Na. ECHT JETZT? DOCH! Eine Gemse. S’Gamsgebirg. Ich bleibe stehen und schaue. Es ist ganz ruhig bemerkt mich – frisst aber gemütlich weiter. Ich schleiche lautlos weiter. Was seh ich da? Ein Haserl. So lieb. Und noch eine Gemse und noch eine und noch eine. Wow. 12 Stück und 2 Kitze. Sie flüchten. Warum? Ich bin quasi unsichtbar…. Ah nicht wegen mir sind sie weg, ich seh da den ersten Heraufwanderer, ihm scheint es egal, ob die Tierchen ihr Frühstück einnehmen.

Ich bin glücklich. 2 Minuten später hätt ich sie nicht mehr angetroffen. Momentan läuft es einfach super, wenn ich auf meinen Bauch (Bauchgefühl/Innere Stimme) höre.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

langerweg-Berge-baum
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